Entwicklung neuer Antikrebsmedikamente: Landomycin A

Nach einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation werden im Jahr 2015 Krebserkrankungen weltweit ein Hauptgrund für krankheitsbedingte Todesfälle sein. Die Entwicklung neuer Strategien für Therapien, auch chemotherapeutische Behandlungen, ist von sehr großem Interesse.

Forschergruppe im Labor

Doktoranden der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw © A. Luzhetskyy

Zurzeit werden neue Antikrebsmedikamente gesucht, um das Spektrum der medikamentös behandelbaren Krebsformen zu erweitern und die Entwicklung von Medikamentenresistenzen bei den Krebszellen zu umgehen. Ein gemeinsames Projekt des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und der Nationalen Iwan-Franko-Universität aus der Ukraine endete am 30. September 2015 nach knapp zweijähriger Laufzeit.

Naturstoff Landomycin A

Das Hauptaugenmerk haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den Naturstoff Landomycin A gelegt. Dieser besitzt Vorteile gegenüber existierenden Antitumortherapien – wie die Fähigkeit, die Resistenz gegen die in Kliniken am häufigsten als Antitumorsubstanz verwendeten Anthrazykline zu umgehen. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der zytostatischen Antibiotika, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen. Dieses Projekt ist ein notwendiger Schritt in der Entwicklung einer neuen Klasse von Antikrebsmedikamenten aus Landomycin A.

Der Zugang zu reinem Landomycin A ist entscheidend für die Entwicklung von dessen Verbindung als Medikament, da es nicht im Handel erhältlich ist. Dieses Projekt ermöglicht es, Landomycin A auf seine Wirkungsweise zu testen. Es wurde zudem ein Teil davon für Pilotversuche zu Giftigkeit und therapeutischer Wirkung auf Mäuse initiiert.

Besondere Ergebnisse und Erfolge der Maßnahme

Dieses Projekt legte die notwendigen Grundlagen für die weitere Untersuchung von Landomycin A als Medikament. Detaillierte Einblicke in die Wirkungsmechanismen von Landomycin A konnten gesammelt werden. Mit diesen Daten und Technologien ist der Übergang zu präklinischen Studien von Landomycin A als potenziellem Antitumormittel möglich. Neue Daten zur Landomycin-A-Wirkungsweise und zum Reinigungsprozess wurden gewonnen und ein neuer Produktionsprozess von Landomycin A entwickelt.

Schematische Darstellung des Reinigungsprozesses
Schematische Darstellung des Untersuchungsprozesses

 

Mehrwert der internationalen Zusammenarbeit

Die Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit Forschenden aus dem Institut für Zellbiologie der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw und der Universität Wien durchgeführt. Die verbesserte Landomycin-A-Produktion soll auch verwendet werden, um – in Zusammenarbeit mit der Nationalen Technischen Universität der Ukraine „Kiewer Polytechnisches Institut“ – einen Labor-Prototyp des Landomycin-A-Produktionsprozesses in der Ukraine zu etablieren.

Der Grund für die internationale Zusammenarbeit lag darin, dass sich sowohl Fähigkeiten als auch Wissen der Projektpartner ergänzten. Der ukrainische Partner besitzt exklusives Wissen im Bereich der Landomycin-Biosynthese, während der deutsche Partner neue Werkzeuge für Metabolic Engineering und Fermentation, Aufreinigung und analytische Fähigkeiten mitbringt. Dabei wurde die Expertise der jeweiligen Partnerinstitute genutzt. Auch die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern stellte einen wichtigen Teil der Kooperation dar.

Ansprechpartner

Dr. Thomas Reineke
DLR Projektträger | Internationales Büro
Tel: +49 228 3821 1448
thomas.reineke@dlr.de

Dr. Andriy Luzhetskyy
HIPS
Tel: +49 681 302-70215
andriy.luzhetskyy@helmholtz-hzi.de